Bernd Wagner    
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Kultur. Kunst. Arbeit

Perspektiven eines neuen Transfers

(Bonn/Essen: Kulturpolitische Gesellschaft e. V., Klartext Verlag, 2003 ISBN 3-89861-186-8; 3-923064-79-9)

Einleitung »Es genügt nicht, die Welt zu verändern. Das tun wir ohnehin. Und weitgehend geschieht das sogar ohne unser Zutun. Wir haben diese Veränderung auch zu interpretieren. Und zwar, um diese zu verändern. Damit sich die Welt nicht weiter ohne uns verändere. Und nicht schließlich in eine Welt ohne uns. Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen (1980)

Bertolt Brecht hat einmal treffend formuliert: »Denken ist etwas, das auf Probleme folgt und dem Handeln vorausgeht.« Eine solche Maxime - denn die Brechtsche Aussage ist ja leider nicht immer eine Tatsache sondern eher eine Aufforderung - gilt auch für Projektkonzeptionen und ihre Realisierung. Diese sollten von kultur- und gesellschaftspolitisch relevanten Fragen ausgehen und Vorschläge zum Handeln entwickeln, d.h. einen konkreten praktischen Bezug haben.
Die Fragestellung »Zukunft der Arbeit« und »Arbeit der Zukunft« - das muss nicht näher ausgeführt werden - bildet eines, wenn nicht das zentrale Thema unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Nahezu alle großen Problemfelder hängen damit zusammen und es bildet die Schnittstelle für viele der relevanten gesellschaftspolitischen Diskurse.
Wie Arbeit zukünftig gestaltet sein wird, betrifft entscheidend die Perspektiven sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit, die Form der Lebensführung der Einzelnen, ihrer Bindung an die Gesellschaft und den Inhalt sinnvoller Lebensgestaltung sowie die materiellen und immateriellen Grundlagen der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung. Sie steht damit als Realität und als Norm im Zentrum der Kultur und Perspektiven des gesellschaftlichen Zusammenhalts unseres Gemeinwesens.
Auch wenn die Erwerbsarbeit heute mit 60.000 Stunden nur noch knapp 9 Prozent der gesamten Lebenszeit ausmacht gegenüber 270.000 Stunden (10 Prozent) für Grundbedürfnisse wie essen, schlafen u.a. und 340.000 Stunden frei verfügbarer Zeit (50 Prozent) bleibt sie zentrales Mittel der Daseinsvorsorge und wichtiger gesellschaftlicher Wertmaßstab. Auf sie konzentriert sich ein Grossteil der gegenwärtigen Diskussionen über zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen. (Zu Beginn des 20. Jahrhunderts macht die Erwerbsarbeitszeit noch 35, die Zeit für die Befriedigung der Grundbedürfnisse 40 und die Freizeit 25 Prozent der Lebenszeit aus. Angaben nach Statistisches Bundesamt, zit. n. FAZ 25.4.2001).
Es gibt jedoch seit einigen Jahren zwei Veränderungen, die diese zentrale Rolle der Erwerbsarbeit relativieren: ihr durch technischen und gesellschaftlichen Wandel veränderter Charakter und die langandauernde Massenarbeitslosigkeit. Auch die hohe Zahl von Erwerbsarbeitslosen als Folge technologischer Rationalisierung hat eine strukturelle und keine konjunkturelle Ursache, was nur - wie Günther Anders schon 1977 schrieb - »denkunfähige Politiker und Volksbetrüger« leugnen. »Man kann nicht höchste Rationalisierung, die die Zahl der erforderten Arbeiter senkt, und Vollbeschäftigung zugleich auf Programm setzen. Nirgends außer in der Politik dürfte man sich einen derartigen logischen Schnitzer erlauben. Die Dialektik von heute besteht in diesem Widerspruch zwischen Rationalisierung und Vollbeschäftigung. Dies offen zuzu­geben, das bringt kein Politiker über sein Parteiherz.« (1980: 99f.)
So notwendig Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Sozialpolitikpolitik sind, so verfehlt ist es dem durch technologische Entwicklungen und die Globalisierung von Märkten und Finanzströmen grundlegend veränderten Charakter der Erwerbsarbeit nur dadurch begegnen zu wollen. Wir brauchen genauso dringend - wie es Wolf Lepenies in seiner »Erbschaft unserer Zeit«-Vorlesung formuliert hat - eine »neue Ideenpolitik«.
Die Perspektive der Arbeitsgesellschaft hängt auch eng mit den beiden weltweit größten gesellschaftlichen Herausforderungen zusammen: mit der weiteren Entwicklung und Gestaltung der Prozesse, die mit dem Begriff »Globalisierung« beschrieben werden, sowie mit der zunehmenden Zerstörung der ökologischen Grundlagen unseres Lebens. Denn wie die Globalisierung und die ökologische Krise sich weiter entwickeln werden, ist entscheidend von unserem Verständnis von Arbeit und Kultur und damit auch von Natur in Sinne nachhaltigen Wirtschaftens abhängig sowie von der Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen und der Arbeitsteilungen im nationalen und im Weltmaßstab. Diese innergesellschaftlichen und internationalen Entwicklungen der Globalisierung und des ökologischen Raubbaus werden seit längerem auch in engem Bezug auf die zukünftige Gestalt der Arbeit diskutiert und dabei sind zahlreiche sinnvolle Vorschläge neuer Arbeitsformen und gerechter Arbeitsteilung entwickelt worden.

Eine »neue Ideenpolitik«

Was in den vielgestaltigen und vielstimmigen Diskussionen zum Wandel der Arbeit bislang weitgehend fehlt beziehungsweise viel zu gering mitreflektiert wird, ist die Bedeutung von Kunst und Kultur im Kontext zukünftiger Arbeitsentwicklung und damit der Aufgaben und Möglichkeiten von Kulturpolitik und kultureller Bildung.
Natürlich gibt es zum Stichwort »Kultur und Wirtschaft« zahlreiche Publikationen, Konzepte und praktische Ansätze. Allein in den vergangenen Jahren sind mehrere Bücher mit diesem Titel beziehungsweise Untertitel erschienen. In ihnen ist von neuen Allianzen zwischen Kultur und Wirtschaft die Rede, unter anderem von Public-Private-Partnership, dem Zusammenwirken von öffentlicher und privater Kulturfinanzierung, von Sponsoring und Mäzenatentum, dem Standortfaktor Kultur, den Umwegrentabilitäten von Kulturinvestitionen und dem Arbeitsfeld Kunst, der Kulturwirtschaft, dem bürgerschaftlichen Engagement von Unternehmen und der Anwendung betriebswirtschaftlicher Instrumente im Kulturbereich.
Aber in der Regel bleibt hier von Ausnahmen abgesehen der spezifische Zusammenhang von Kultur und Arbeit weitgehend ausgespart, das Verhältnis von spielerisch-kreativem Tätigsein, zweckfreiem bei der kulturell-künstlerischen Arbeit und zielgerichteter zweckhafter Aktivitäten um Geld zu verdienen oder ein Problem zu lösen in der Erwerbsarbeit. Lediglich in einigen Beiträgen zur Unternehmenskultur wird auf die Nähe und die Unterschiede dieser beiden Formen von Arbeit Bezug genommen. Ansonsten bleibt die Frage nach der Bedeutung von Kunst und Kultur für die Entwicklung der kreativen und innovativen Fähigkeiten der Menschen in der Erwerbsarbeit und anderen Arbeitsformen wie dem bürgerschaftlichen Engagement und der Eigenarbeit, im Bildungs- und Privatbereich meist unbeachtet.
Gerade der besondere Charakter künstlerisch-kulturellen Tätigseins, das spielerisch-kreative Agieren und der künstlerische Eigensinn, die ver-rückten und ver-rückenden Seh- und Wahrnehmungsmöglichkeiten verbunden mit einer Überwindung starrer Trennungslinien und vorgegebener Regeln, diese »Zweckmäßigkeit ohne Zweck«, um einmal eine ältere Formulierung aufzugreifen, bilden die außergewöhnlichen Potentiale von Kunst und Kultur für Umbruchzeiten. Und diese machen sie auch so außerordentlich wichtig für die weitere Entwicklung von Arbeit in all ihren Ausformungen.
Dass in gesellschaftlichen Diskursen zur Zukunft der Arbeit und den Perspektiven der Arbeitsgesellschaft Kultur und Kunst und damit auch kulturelle Bildung noch nicht sehr präsent sind, ist vor allem aus zwei Gründen erstaunlich. Zum einen weil es keine überraschende Neuigkeit ist, dass kulturelle Kompetenz und künstlerische Kreativität wichtige Impulse, Anregungen und Beispiele zur Überwindung einseitiger Sichtweisen und beschränkter Lösungswege liefern können, die gegenwärtig dringend erwünscht sind. Zudem entsprechen sie vielfach neuen Anforderungen, die unter den Stichworten »Schlüsselqualifikation« und »Kompetenz­entwicklung« formuliert werden.
Zum anderen ist diese fehlende oder nur sehr marginale Reflexion kulturell-künstlerischer Prozesse für den Wandel der Arbeit besonders erstaunlich, weil es hier eine schon recht vielfältige Praxis gibt. In zahlreichen Projekten und Aktivitäten findet ein solcher Kreativitätstransfer auf betrieblicher Ebene bereits statt. KünstlerInnen arbeiten in Betrieben, Unternehmen engagieren Theaterleute und andere künstlerische Akteure für Managementkurse und Bildungsaktivitäten, zur Lösung von Firmenkonflikten und die Herausbildung einer Unternehmenskultur. Allerdings wird bis auf Ausnahmen über diese Erfahrungen wenig verallgemeinernd diskutiert. Die kaum vorhandene diskursive Einbeziehung der Potentiale von Kunst und Kultur in Überlegungen zur »Zukunft der Arbeit« und die zwar auf einzelbetrieblicher Ebene vorhandene, darüber hinaus aber wenig bekannte Praxis der Einbindung künstlerisch-kultureller Kreativität sowie die kaum vorhandene kultur- und bildungspolitische Reflektionen dieser Prozesse und was das für die Einzelnen und die Gesellschaft mit ihren Institutionen heißt, waren der Anstoß für unser Projekt und Ausgangspunkt unserer Konzeption. Dabei traf es sich gut, dass die beiden Trägerinstitute des hier dokumentierten Projektes, das Institut für Kulturpolitik (IfK) der Kulturpolitischen Gesellschaft, Bonn, und das Institut für Bildung und Kultur (IBK) Remscheid von jeweils unterschiedlichen Perspektiven, die aus ihren spezifischen Arbeitsfeldern folgten - die Kulturpolitik und die kulturelle Bildung - auf diese Probleme gestoßen sind und gemeinsam das Projekt konzipiert haben.
Als bundesweiter Zusammenschluss kulturpolitisch engagierter Menschen aus allen Bereich des Kulturlebens ist die Kulturpolitische Gesellschaft seit über zwanzig Jahren eine Impulsgeberin für den kulturpolitischen Diskurs im deutschsprachigen Raum. Ihre 1400 Mitglieder sind den Zielen einer demokratischen, soziokulturell orientierten Kulturpolitik verbunden, die kulturelle Vielfalt und eine breite Teilhabe an kulturellen und künstlerischen Prozessen ermöglichen will. Das Institut für Kulturpolitik betreibt als interdisziplinär arbeitende Einrichtung an der Schnittstelle von kulturpolitischer Praxis und kulturtheoretischer Forschung wissenschaftliche Politikberatung und anwendungsbezogene Kulturpolitikforschung im Rahmen der Aktivitäten der Kulturpolitischen Gesellschaft.
Seit 1984 arbeitet das Institut für Bildung und Kultur in den Schnittfeldern von Bildung und Kultur. Es hat seinen Sitz in der Akademie Remscheid. Im Team des IBK arbeiten KünstlerInnen, PädagogInnen, SoziologInnen, TechnikerInnen und Verwaltungskräfte. Ziel des Instituts für Bildung und Kultur ist es, Kultur und kulturelle Bildung in den verschiedensten gesellschaftlichen Feldern zu stärken. Neue Modelle hierfür werden praktisch erprobt und umgesetzt: eine Verbindung von Projekt- und KünstlerInnen-Förderung, wodurch dazu beigetragen wird, Berufsfelder zu erweitern und KünstlerInnen und MitarbeiterInnen im Kulturbereich entsprechend zu qualifizieren.

Zielsetzungen und Handlungsfelder des Projektes »Kultur und Arbeit«

Das von den beiden Instituten beantragte Projekt »Kultur und Arbeit. Kulturelle Bildung als Gestaltungspotential in der sich wandelnden Arbeitsgesellschaft« wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre vom 1. Oktober 1999 bis zum 30. September 2002 gefördert. Ziel des Projektes war es im Diskurs über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft die zentrale Bedeutung kulturell-künstlerischer Potentiale für die Bearbeitung eines der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft hervorzuheben und durch konkrete Beispiele zu veranschaulichen. Um dies leisten zu können, mussten zum einen die für die Bewältigung des Wandels der Arbeit notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen genauer bestimmt und Möglichkeiten ihrer Vermittlung (weiter-)entwickelt werden. Zum anderen ging es darum, künstlerisch-kulturelle Praxisformen auf ihre Potenziale für diese Prozesse zu untersuchen und an konkreten Beispielen aufzuzeigen. Dabei sollten die verschiedenen Formen von Arbeit und die künstlerisch-kulturellen Tätigkeiten jeweils auf ihre individuelle und ihre gesellschaftliche Dimension bezogen werden. In der individuellen Dimension geht es um die Befähigung der Menschen zur aktiven Gestaltung der sich verändernden Arbeitswelt und ihre kulturell-künstlerischen Betätigungsformen und in der gesellschaftlichen Dimension um den Wandel der Institutionen, der Arbeits- und Kunstprozesse und der verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Menschen. Aus der Zielsetzung im Diskurs über die Zukunft der Arbeit, die Bedeutung von Kunst und Kultur hervorzuheben und diese an konkreten Beispielen zu verdeutlichen, ergaben sich für unser Projekt zwei zentral Handlungsfelder: Zum einen ging es darum, die kulturpolitischen Diskussionen über die Bedeutung von Kultur, Kunst und kultureller Bildung in unserer heutigen Zeit mit den gesellschaftspolitischen Debatten um die Zukunft der Arbeit zu verbinden.
Dafür gab es mit den Diskussionen des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages und der Kulturpolitischen Gesellschaft Anknüpfungspunkte in der Kulturpolitik der achtziger Jahre. »Zukunft der Arbeit - Zukunft der Freizeit und Kultur« war das Oberthema von drei Tagungen der Kulturpolitischen Gesellschaft in der ersten Hälfte der achtziger Jahre, in denen den gesellschafts- und kulturpolitischen Dimensionen dieser Fragestellung nachgegangen wurde. (Vgl. Kulturpolitische Gesellschaft 1984) Der langjährige Nürnberger Kulturdezernent und damalige Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages Hermann Glaser war wesentlicher Mentor und Motor des »Diskurs Kultur. Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft und der Kulturpolitik« des Städtetags-Kulturauschusses. (Vgl. Deutscher Städtetag 1991) In diesen Diskussionen der achtziger Jahre ging es darum, auf die zentrale Bedeutung kultureller Tätigkeiten beim Weg von einer Arbeits- zu einer Tätigkeitsgesellschaft aufmerksam zu machen und diese in der gesellschaftlichen und kulturpolitischen Praxis konkret umzusetzen. Darin flossen Überlegungen zur Veränderung von Erwerbsarbeit und der Zunahme von erwerbsarbeitfreier Zeit mit Vorstellungen von kulturell-künstlerischen Freizeitaktivitäten - inspiriert von Hannah Arendts Buch »Vita activa oder vom tätigen Leben« (1960) - im Begriff der »Tätigkeit« anstelle von »Arbeit« zusammen. Diese Diskussionen wurden Anfang der neunziger Jahre allerdings wegen der veränderten Prioritäten durch die Anforderungen der Deutschen Einigung aber auch wegen einer weniger gesellschaftspolitisch orientierten Kulturpolitik nicht weiterverfolgt.
Das zweite Handlungsfeld unseres Projektes bestand darin, an konkreten Beispielen die Bedeutung von Kultur und Bildung für die sich wandelnde Arbeitsgesellschaft sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene zu untersuchen und darzustellen.
Auf der gesellschaftlichen Ebene ging es zum einen um den Einfluss künstlerischer Arbeitsweisen und kultureller Kreativität auf die Arbeitswelt und das Alltagsleben, also um jene Prozesse der gegenseitigen Durchdringung, die weitgehend ungesteuert ablaufen, zum anderen um Formen des bewussten Transfers kultureller Kompetenzen in verschiedenen Formen von Arbeit. Bei diesem »Kreativitätstransfer« stellt sich allerdings auch die Frage, was dabei mit den Künsten geschieht. Inwieweit werden sie funktionalisiert und verlieren dadurch ihren eigentlichen Inhalt. Geschieht hier nicht das Gleiche, was Adorno und Horkheimer als Wesensmerkmale der Kulturindustrie kritisiert haben, indem das ästhetische Prinzip der »Zweckmäßigkeit ohne Zwecke« umgedreht wird in eine »Zwecklosigkeit für Zwecke, die der Markt deklariert«. (Adorno/Horkheimer 1947: 187)
Die Bedeutung kultureller Kompetenzen bei der subjektiven Verarbeitung und Gestaltung der Wandlungsprozesse von Arbeit war das Thema auf der individuellen Ebene. Dabei ist diese wie im gesamten Projekt nicht auf die Erwerbsarbeit beschränkt, sondern bezieht sich auf das gesamte Feld der Tätigkeiten, vom Familien- und Freundesbereich über ehrenamtliche Aktivität und bürgerschaftliches Engagement bis zu den verschiedenen Formen der Eigenarbeit und der Erwerbsarbeit.
Auch hier kam es darauf an zu untersuchen, welche Chancen eines reicheren, selbstbestimmten Lebens und der Bewältigung von Umbruchprozessen durch kulturell-künstlerisches Tätigsein eröffnet werden, oder ob es sich hier nicht um die sprichwörtlichen Sahnehäubchen für ein unbefriedigendes, entfremdetes und fragmentiertes Arbeitsleben handelt.
Da es bei dem Projekt nicht nur darauf ankommen sollte, die Wirklichkeit etwas anders zu »interpretieren«, sondern auch zum Handeln anzuregen, bestand eine wesentliche Zielsetzung des Projekts darin, über die Präsentation und Diskussion von gelungenen Beispielen des »Kultur-Kunst-Arbeit«-Transfers Anstöße für neue Projekte zu geben. In Praxisworkshops mit Akteuren aus Unternehmen, kultureller Praxis, Wissenschaft und Kulturpolitik sowie mit Künstlerinnen und Künstlern sollten Erfahrungen bei der Verknüpfung der sehr unterschiedlichen Bereiche Kunst und Arbeitswelt mit ihren verschiedenen Logiken und Handlungsnormen vorgestellt, diskutiert und wenn möglich neue Aktivitäten angestoßen werden.

Aktivitäten: Expertentagungen, Praxisprojekte, Recherchen

Den Auftakt des Projektes bildete eine Expertentagung im Januar 2000 in Frankfurt/Main, zu der etwa 30 Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung und Gewerkschaften zusammenkamen. Hier ging es vor allem um eine Erkundung der aktuellen Diskussionen über die kulturellen Veränderungen, die den Prozess der Veränderung der Arbeitsgesellschaft begleiten. Aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln wurde besonders über die Bedeutung von Kunst und Kultur im und für den Wandel der Arbeit in ihren verschiedenen Prägungen, über mögliche Formen eines gezielten Transfers künstlerisch-kultureller Kompetenzen in Arbeitsprozesse und die Bedeutung stärker marktförmiger Entwicklungen sowie zentrale Begrifflichkeiten der Projektkonzeption diskutiert. (Vgl. hierzu den Bericht über die Frankfurter Arbeitskonferenz in diesem Band)
Gegenüber dieser eher theoretisch ausgerichteten Expertentagung war die zweite Fachkonferenz in Hannover im November des gleichen Jahres stärker praktisch orientiert. Geschäftsführer und leitende Angestellte aus Unternehmen verschiedenster Branchen sowie Unternehmensberater und in Betrieben tätige Künstler referierten über Kompetenzanforderungen an die Mitarbeiter und stellten Beispielen der Vermittlung kultureller Kompetenzen und der Einbindung künstlerisch-kultureller Methoden in Prozesse der Personalentwickelung vor. Die Veränderungen der Qualifikations- und Kompetenzprofile von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen wurde in einem theoretischen Referat von Max Fuchs untersucht (vgl. hierzu seinen Beitrag in diesem Band), das Schwergewicht lag aber auf der Darstellung und Diskussion konkreter Erfahrungen der Einbindung künstlerischer Arbeit in Betriebe. (Siehe hierzu den Bericht über die Hannoveraner Arbeitskonferenz in diesem Band mit Hinweisen auf die dort vorgestellten Praxiserfahrungen, auf die zum Teil in dem Kapitel »Kultur und Erwerbsarbeit« in diesem Band noch ausführlicher eingegangen wird.) Der Fokus dieser Tagung lag bewusst auf Ansätzen kulturellen Transfers in die Erwerbsarbeit. Diese Konzentration auf den Erwerbsarbeitsbereich prägte den Fortgang der Projektarbeit, ohne das »Arbeit« darauf reduziert wurde.
Den beiden Fachtagungen gingen umfangreiche Recherchen über bisherige praktische Ansätze und theoretische Diskussionen zum Zusammenhang von Kultur und Arbeit voraus, die zum größten Teil als Arbeitspapiere des Projekts auch Interessenten an dem Thema zur Verfügung gestellt wurden. Die einzelnen Entwicklungsstufen der Projektarbeit und die Veranstaltungen wurden in einem Projektinfodienst für eine größere Öffentlichkeit zur Diskussion vorgestellt. Während des Projektzeitraums sind 4 Projektinfos zwischen 16 und 32 Seiten Umfang erschienen, über die das Projekt sich selbst bekannt gemacht hat und die vor allem als Kommunikationsmedium zu anderen Projekten mit vergleichbaren Themenstellungen und zu neuen Praxisbeispielen dienten. Auf einer Homepage des Projektes wurden die verschieden Materialien und Projektergebnisse zeitnah vorgestellt.
Im Unterschied zu den stärker theoretisch beziehungsweise darstellend orientierten Expertenkonferenzen in Frankfurt am Main und Hannover hatte das Praxisseminar »Kunst im Unternehmen: Arbeits-Leben gestalten!« im Februar 2001 in Hagen einen sehr konkreten, auf Erfahrungsauswertung und Planung weiterer Aktivitäten ausgerichteten Charakter. Unternehmer, Künstler und Akteuren aus dem Kultur- und Bildungsbereich einer Region kamen zusammen, um Ihre Erfahrungen aus dem Projekt »KulturFabrik Westfalen-Süd« auszuwerten. In diesen Kunstprojekten wurden neue Wege in der Zusammenarbeit von Künstlern, Kulturarbeitern, Unternehmen und Bürgern praktisch erprobt, auch um neue Möglichkeiten für die kulturelle Weiterentwicklung der Region Südwestfalen zu erschließen.
Im Rahmen unseres Projektes wurden einige dieser Kunstaktivitäten in und mit Unternehmen vor Ort begleiten, beobachten und in Form einer Fotoausstellung dokumentiert. Die Ausstellung dieser regionalen Kunstprojekte wurde an den verschiedenen Orten in der Region gezeigt und einige Abbildungen sind in diesem Band zu sehen. In diesem Praxisworkshop mit sehr unterschiedlichen Akteuren der Kunstprojekte wurden die dabei gemachten Erfahrungen aus Sicht der Künstler, der Unternehmer, der Mitarbeiter und der Kulturverwaltung diskutiert. (Vgl. hierzu den Bericht über die »KulturFabrik Westfalen-Süd« und das Hagener Seminar in diesem Band)
Ein weiteres Praxisseminar fand im Januar 2002 in Plessa statt. Ziel des Work­shops und verschiedener kleinerer Vortreffen war der Aufbau einer Kooperation verschiedener Akteure aus dem Kulturbereich und ehemaligen Industrieunternehmen in der Region Niederlausitz, um neue Wege der Zusammenarbeit zu initieren. Das regionale Netzwerk »Kultur und Arbeit in der Neuen Niederlausitz (K.A.N.N.)« ist ein Kooperationsprojekt, das im Rahmen des von diesem Projekt initiierten Workshops mit Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Kultur- und Arbeitsprojekte dieser Region aus der Taufe gehoben wurde.
Die Niederlausitz ist seit der Wende in Ostdeutschland unter anderem durch einen drastischen Mangel an Erwerbsarbeit und den daraus resultierenden Folgen gekennzeichnet. Um so wichtiger ist es, diese problematische Umbruchsituation dennoch auch als eine Entwicklungschance für die Region zu begreifen und als Hauptziel der Netzwerksarbeit, die Bündelung von relativ solitären Bemühungen verschiedener Einzelprojekte zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region zu definieren. Die gesellschaftliche und ökonomische Situation in der Niederlausitz sowie insgesamt in den ostdeutschen Ländern, den Workshop und das Koperationsnetzwerk beschreibt Thomas Strittmatter in seinem Beitrag in diesem Band. (Vgl. zur Kooperation selbst auch den kleinen Artikel »K.A.N.N.« von Kerstin Gogolek im Anschluss an Strittmatters Beitrag.)
Ein drittes Praxisprojekt wurde im Rahmen der Projektarbeit geplant, konnte aber aus Zeitgründen nicht konkret begonnen werden. An der Realisierung wird aber auch nach Ablauf des hier berichteten Projekts weiter gearbeitet. Im Rahmen der Projektrecherchen wurde verschiedentlich auf angloamerikanische Ansätze der »Zeitspenden« als innovative Transferform zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Einrichtungen gestoßen. Die Unternehmensberaterin Ruth Hammerbach hat daraufhin für das Projekt eine Expertise mit Beispielen und Erfahrungen hierzu aus europäischen Nachbarländern erarbeitet. Daraus wurde die Praxisprojektkonzeption »Kulturtransfer - eine Chance für Unternehmen und Kultureinrichtungen« erarbeitet und Vertretern der Patriotischen Gesellschaft von 1765 in Hamburg und der Hamburger Kulturbehörde vorgestellt. In einem kleinen Workshop, mit Vertretern aus Wirtschaft, Kulturpolitik und der Patriotischen Gesellschaft nach Ende des hier dokumentierten Projektes, wurden die Überlegungen weiter konkretisiert und eine konkrete Umsetzung avisiert. Ziel der »KulturTransfer«-Projekte ist der wechsel­seitige befristete Austausch von Vertreterinnen und Vertretern aus Unternehmen und kulturellen Einrichtungen mit ihren jeweils besonderen Kompetenzen und Arbeitskulturen.
Die Praxisansätze, die in unterschiedlicher Weise Gegenstand der Projektarbeit waren - von der Dokumentation und Reflexion gemachter Erfahrungen in Südwestfalen über die Initiierung und Konzeptionierung eines Netzwerkszusammenschlusses in der Niederlausitz bis zur Entwicklung des neuen Praxisprojektes »KulturTransfer« mit verschiedenen Partnern - wirken alle über den Abschluss des Projektes hinaus und sind durch die theoretische Erarbeitungen und den Erfahrungsaustausch in den Veranstaltungen und Publikationen des Projektes weiter qualifiziert worden. Die verschiedenen theoretischen Stränge und praktischen Ansätze der Projektarbeit wurden auf der großen Fachtagung »Kultur - Kunst - Arbeit. Perspektiven eines neuen Transfers« im Dezember 2001 in Bonn zusammengeführt. Als Kooperationspartner für diese Konferenz wurde der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI gewonnen. Die rege Teilnahme von etwa 120 Vertretern und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Kunst und Bildung sowie Kulturpolitik unterstrich die wachsende Relevanz des Themas des kulturellen Transfers im Rahmen des gesamtgesellschaftlichen Wandels der Arbeit und der Arbeitsgesellschaft.
Auf dieser Tagung konnten zahlreiche Beispiele des noch nicht alltäglichen Transfers zwischen Kultur und Arbeit unter anderem bei VW, BMW, Siemens, Krupp/VDM, Boecker-Wender-Stahl sowie von verschiedenen Künstlergruppen wie WochenKlausur, Reinigungsgesellschaft, Katharina Böhm & Stefan Saffer u. a. vorgestellt und diskutiert werden. Dabei ging es um die Möglichkeiten eines solchen Austausch sowie die Gefahren der Funktionalisierung von Kunst. Über die Unternehmensebene hinaus wurden Chancen und Grenzen von Kultur und Kunst als Gestaltungspotentiale für den Wandel der Arbeitsgesellschaft debattiert. Hierzu gehörte auch ein genaueres Abklopfen dessen, was mit den vielfach gewünschten kreativen Kompetenzen des neuen flexiblen Menschen gemeint ist. Welche sogenannten Schlüsselkompetenzen werden erwartet wenn die Menschen heute, wie Richard Sennett (1998) schreibt, inzwischen elfmal in ihren Arbeitsleben ihre Arbeitgeber wechseln und mindestens dreimal sich für völlig neue Bereiche Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen müssen.
In einem dritten Schwerpunkt ging es auf der Tagung darum zu fragen, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit der neue Kulturtransfer auf betrieblicher Ebene gleichermaßen eine Bereicherung für die darin einbezogenen Beschäftigten und die Unternehmen ist und worin die Aufgaben dabei für Kultur- und Bildungspolitik und besonders für die kulturelle Bildung bestehen. (Vgl. hierzu den Bericht von Kirsten Witt über die Konferenz in diesem Band.)

Zu diesem Buch

Der erste Abschnitt besteht aus Berichten zu einzelnen Projektaktivitäten, auf die bereits hingewiesen wurde. Der zweiten Abschnitt zum Thema »Arbeit im Wandel« enthält vor allem theoretisch-konzeptionelle Beiträge während im dritten Abschnitt unter der Überschrift »Kultur und Erwerbsarbeit« neben drei allgemeineren theoretisch-reflektierenden Artikeln Künstlerinnen und Künstlern beziehungsweise Unternehmervertreterinnen und -vertretern über Kunstprojekte in Unternehmen, in der betrieblichen Ausbildung und zum Themenfeld Kultur und Arbeit berichten. Die Mehrzahl der theoretischen Beiträge und der praktischen Erfahrungsberichte basieren auf den Vorträgen und Präsentationen des Bonner Kongresses.
In ihrem Beitrag zum »Wandel der Arbeitsgesellschaft« beschäftigt sich Gerda Sieben, Co-Projektleiterin und Leiterin des Institutes für Bildung und Kultur, mit den Veränderungen in der Erwerbsarbeit und dem Nichterwerbsarbeitsbereich und legt dabei ein besonderes Gewicht auf die Beziehung von Arbeitsanforderungen und die Praxis der alltäglichen Lebensführung. Dabei gehören für sie die Gratwanderung zwischen Selbstökonomisierung und Selbstbestimmung sowie die Aufgaben der Kompetenzentwicklung zu den zentralen Problemen des gegenwärtigen Wandels der Arbeit.
Der darauf folgende Beitrag von Adelheid Biesecker, Professorin für Sozial-Ökonomie an der Universität Bremen, geht von verschiedenen Arbeitsverständnissen aus, thematisiert Arbeit im Kontext von Naturaneignung und plädiert für ein umfassendes Verständnis von Arbeit, das seine Fixierung auf den Erwerbsarbeitsbereich überwindet. Eine besondere Betonung legt die Autorin dabei auf die Dimension der Gerechtigkeit und hebt die Bedeutung von Kunst und Kultur auf dem Weg in eine Tätigkeitsgesellschaft hervor. Karin Jurcyck, Soziologin an der Universität Gießen, setzt in ihrem Beitrag den Fokus auf »Arbeit als Selbstmanagement«. Arbeit in ihrer Bedeutung für das »Selbst« und des »Ich« in Verbindung mit einem Konzept von Lebensführung wird hier auf dem Hintergrund neuer wissenschaftliche Ergebnisse diskutiert und an verschiedenen Lebensführungsmodellen skizziert.
Bei der Intervention von Hermann Glaser, dem ehemaligen Nürnberger Kulturdezernenten und Initiator der früheren Auseinandersetzung mit diesem Thema im Deutschen Städtetag, handelt es sich um einen Ausschnitt aus seinen Bemerkungen über das »Verschwinden der Arbeit und die Chancen der neuen Tätigkeitsgesellschaft« auf der Konferenz. Wichtig ist ihm die Kritik an der gegenwärtigen oberflächlichen Diskussion über die Veränderung der Arbeitsgesellschaft, die systematisch die tieferen Ursachen dieser Situation ignoriert, und ein Plädoyer für die Notwendigkeit vernetzten Denkens.

Ulrike Blumenreich Passage

In seinem Beitrag untersucht Reinhard Zedler, Referatsleiter für berufliche Bildung beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, Trends der gegenwärtigen Arbeitslandschaft im Kontext von Globalisierung und Informationalisierung, die für ihn besonders durch einen beständigen Zwang zur Innovation gekennzeichnet sind. Intensiv setzt er sich dabei mit der Debatte um Schlüsselqualifikationen und dem Kompetenzbegriff auseinander. Der Beitrag von Werner Dostal, Leiter des Arbeitsbereich Beruf- und Qualifikationsforschung des Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung bei der Bundesanstalt für Arbeit, greift für dieses Buch einen Aspekt der Podiumsdiskussion und des Forums 3 des Kongresses auf. Er nimmt dabei die Gruppe der Kulturberufe als »Spezialfall« von Erwerbsarbeit, die für ihn besonders innovativ ist. Ihre Besonderheiten sind der hohe Grad an Informatisierung, Individualisierung und Internationalisierung sowie die offene Arbeitsformen. Wodurch ihnen eine Vorreiterrolle in den neuen Arbeitsmodellen zukommt.
In seinem Beitrag behandelt Max Fuchs, Direktor der Akademie für musische Bildung, Remscheid und Vorsitzender des Deutschen Kulturrates, das Verständnis von Bildung und die Aufgaben von Bildungspolitik, veränderte Kompetenzanforderungen durch das Berufs- und Alltagsleben und die Debatte um Schlüsselqualifikationen wobei die besondere Bedeutung kultureller Bildung hervorgehoben wird. Exemplarische werden die Themen am Beispiel der internationalen Bildungspolitik der OECD diskutiert.
Im Beitrag der Projektmitarbeiterin Karin Völker wird das Thema »Schlüsselqualifikationen« aufgegriffen und näher untersucht. Dabei setzt sie sich noch einmal mit der Entstehung des Begriff in den siebziger Jahren und die seitherigen Diskussion darüber auch im internationalen Kontext auseinander. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die kritische Reflexion der »Ambivalenzen des Konzepts der Schlüsselqualifikationeen«. Der dritte Abschnitt »Kultur und Erwerbsarbeit« wird durch einen Beitrag von Bernd Wagner, Co-Projektleiter und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, eingeleitet. In ihm wird auf dem Hintergrund einer Skizze der gegenwärtigen Veränderungen der Arbeitsgesellschaft der Fokus auf »Kultur als Feld neuer Tätigkeitspolitik«, als »Element der Subjektstärkung« und als »Kreativitätspool« gelegt und der Kompetenztransfer von Kunst und Kultur in die Wirtschaft an konkreten Beispielen diskutiert.
Der Beitrag von Gerda Sieben beschäftigt sich mit künstlerischem Handeln als »Impuls für die neue Arbeitsrealität«. Dies wird geschildert an Beispielen künstlerischer Interventionen in Unternehmen, konzentriert auf das Projekt »KulturFabrik Westfalen Süd«. Im zweiten Teil werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten künstlerischen und unternehmerischen Handelns untersucht und Ansatzpunkte für eine Integration künstlerischen Handelns in Lernsituationen skizziert.
Daran schließen Berichte zu künstlerischen Projekten in Unternehmen und zum Thema Arbeit an. Zum einen schildern die Künstlergruppen Wochenklausur und Reinigungsgesellschaft sowie Samuel Fleiner, Penny Yassour und Annette Maechtel ihre Erfahrungen mit solchen Interventionen aus der Sicht der künstlerischen Akteure sowie Andreas Wallberg (BSW), Manuela Rousseau (Beiersdorf) und Anke Hattendorf (VW) Erfahrungen mit entsprechenden Projekten aus der Sicht der Unternehmen. Karin Völker beschreibt ihre Beobachtungen bei den »Kreativtagen« im Rahmen der Ausbildung bei den Stahlwerken Bremen.
Den Abschluss bildet ein kleiner Block zu Siemens und dem »Siemens Arts Programm«. Katrin Böhm berichtet von ihrer »Modellwerkstatt« im Rahmen eines Managementsprogramms der Siemens AG. Karolin Timm vom »Siemens Arts Programm« gibt einen Einblick in die Tradition der Kulturarbeit und Kulturförderung von Siemens und beschreibt die Entstehungsgeschichte, die Philosophie und die Aktivitäten des »Siemens Arts Programm«. Den Abschluss bildet der Beitrag von Kirsten Witt, Mitarbeiterin des Projektes, in dem sie sich mit den kulturellen Aktivitäten von Siemens und besonders dem »Siemens Arts Programm«, seinen Zielsetzungen und seiner praktischen Umsetzung auseinandersetzt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Verbindung von Kunstförderung und kulturell-künstlerischen Programmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Konzeption dieser Enddokumentation des Projektes einschließlich der Beitragsakquiese geschah durch die gesamte Projektgruppe. Die redaktionelle und gestalterische Fertigstellen lag in den Händen von Ulrike Blumenreich und dem Verfasser, die beim Lektorat von Birgit Meding und der Herstellung von Wolfgang Röckel und Fabian Wagner (Text) sowie Karin Dienst (Bilder) unterstützt worden. Ihnen sei für die gute Mitarbeit, ohne die dieses Buch schwerlich so zügig nach Projektabschluss hätte erscheinen können, herzlich gedankt.

Literatur

Anders, Günther (1980): Die Antiquiertheit des Menschen. 2. Band: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution, München: Beck
Arendt, Hannah (1960): Vita Activa - oder Vom tätigen Leben, Stuttgart: Kohlhamer Deutscher Städtetag (Hrsg.) (1991): Diskurs Kultur. »Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft und der Kulturpolitik«, Köln: DST-Beiträge, Reihe C, Heft 18
Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W. (1947): Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Amsterdam: Querrido Verlag (Reprint)
Kulturpolitische Gesellschaft (Hrsg.) (1984): Zukunft der Arbeit - Zukunft der Freizeit und Kultur. Materialien und Diskussionsergebnisse, Hagen (Dokumentation Nr. 20)
Lepenies, Wolf (1997): Benimm und Erkenntnis, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Sennett, Richard (1998): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus, Berlin: Berlin Verlag